Ausgestorbene Berufe: Von Gasriechern, Pulveraffen und Ritzenschiebern
Viele interessante Berufe sind im Laufe der Geschichte untergegangen oder werden nur noch vereinzelt ausgeübt. Wenig bekannt sind uns daher auch die Bezeichnungen dieser früher üblichen Tätigkeiten. Wir haben uns einige der historischen Beschäftigungen genauer angesehen und präsentieren unsere Favoriten der kuriosesten Berufsbezeichnungen aus vergangenen Zeiten.
Abtrittanbieter
Die Abtrittanbieter waren Männer und Frauen, die bis ins 18. Jahrhundert als mobiler Toilettendienst in den Städten unterwegs waren. Öffentliche Toiletten waren damals nämlich noch nicht üblich. Die Abtrittanbieter hatten zwei Eimer mit, auf denen die Bürger ihre Notdurft verrichten konnten. Ein weiter Umhang schützte dabei vor den Blicken anderer Passanten.
Gasriecher
Die Haupttätigkeit der Gasriecher war es, unterirdisch verlaufende Gasleitungen auf Lecks zu untersuchen. Hierfür schnüffelten sie mit einem so genannten Riechrohr durch kleine Löcher, die über den verlegten Gasrohren im Straßenbelag gebohrt waren, nach eventuell ausströmendem Gas. Der Beruf existierte ungefähr bis in die 1920er-Jahre. Erst mit dem Aufkommen von technischen Lecksuchgeräten starb der Beruf aus.
Pulveraffe
Als Pulveraffe oder Pulveräffchen wurden Kinder bezeichnet, die im Zeitalter der Segelschifffahrt während des Gefechts Schießpulver aus der Pulverkammer des Schiffes zur Mannschaft brachten. Für diese Aufgabe wurden oft Jungen im Alter von 10 bis 14 Jahren eingesetzt, die für die schweren körperlichen Arbeiten eines Schiffsjungen noch zu klein oder zu schwach waren.
Ritzenschieber
Ein Ritzenschieber (im Wienerischen auch »Tramwayschienenritzenkratzer«) war ein Arbeiter, der die Rillenschienen von Straßenbahnen sauber hielt. Mithilfe einer Spezialschaufel oder eines Rutenbesens, an deren Stielende sich ein zugespitztes Flacheisen befand, entfernte er den Schmutz, der sich darin angesammelt hatte. Der Beruf starb in den 1950er-Jahren aus.
Urinwäscher
Der Urinwäscher sammelte Urin und stellte daraus sein eigenes Waschmittel her. Mit dem Fett und dem Talg in den schmutzigen Kleidern bildete der etwa zehn Tage gelagerte Urin eine stark reinigende Seife auf Ammoniakbasis. In europäischen Tuchfabriken wurde die Urinwäsche angeblich noch Anfang des 20. Jahrhunderts praktiziert.
Aufwecker
Wer früher morgens pünktlich seinen Dienst antreten musste, brauchte einen Wecker. Bevor jedoch der uns bekannte Wecker erfunden wurde, übernahmen diese Aufgabe Menschen, die auf Bestellung zu einer bestimmten Uhrzeit mit einer langen Stange an die Fenster klopften oder Steine ans Fenster warfen. Wer allerdings die Aufwecker weckte, ist nicht bekannt.
Haderlump
Der Begriff Haderlump geht auf die frühere Bezeichnung für Lumpensammler zurück. Die Lumpensammler zogen durch das Land und sammelten bei der Bevölkerung alte Kleidung und Stoffreste. Diese so genannten Hadern bzw. Lumpen verkauften sie dann an Papiermühlen, wo sie als Rohstoff zur Herstellung von Papier dienten.
Kaffeeriecher
Kaffeeriecher bzw. Kaffeeschnüffler bezeichnete eine Gruppe von Kriegsveteranen, die ab 1780 von Friedrich dem Großen angestellt wurden, um in den preußischen Kommunen durch Schnüffeln festzustellen, wo verbotenerweise Bohnenkaffee geröstet wurde. Das Kaffeerösten war nämlich nur an bestimmten Orten erlaubt, um das Abführen der entsprechenden Steuern überwachen zu können.
Buchtipps zum Thema:
Weitere Quellen:
WirtschaftsWoche
Berliner Zeitung
Spiegel Online
Der Tagesspiegel
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